Samstag, 16. März 2013

Spielzeug 0-12 Monate

Angeregt durch diesen Artikel beschäftige ich mich heute mit dem Spielzeug für Babys und unseren Erfahrungen. Ich habe es bisher nicht thematisiert, weil es, wie ich es empfunden habe, für Babys sehr viel geschlechtsneutrales Spielzeug gibt und sich Geschlechtszuordnungen, wenn vorhanden, auf die rosa/blau Färbung beschränken. Für ältere Kinder dagegen gibt es beim Spielzeug zahlreiche inhaltlich-funktionale Unterschiede.

Da mein Kind nun ein Jahr alt ist und die Zeit der eindeutiger geschlechtsspezifischen Spielzeuge beginnt, ist es vielleicht sinnvoll, das erste Spielzeug-Jahr zu resümieren.

Selbstverständlich haben wir viel Spielzeug. Das gilt wohl für fast alle Babys heutzutage und wird regelmäßig von älteren Mitbürger/innen kritisiert, die häufig noch in der Nachkriegszeit unter Mangel aufgewachsen sind. Sie finden oft, dass das viele Spielzeug, das Kinder heute haben, zu einer Überreizung führe. Allerdings sind sie in Form von Großeltern und anderen Verwandten oft begeisterte Spielzeugschenker/innen. Ich habe ganz subjektiv den Eindruck, dass Jungen von Verwandten und Freund/innen der Eltern eher Spielzeug geschenkt bekommen und Mädchen häufiger Kleidung. Aber hier ist mein Erfahrungswert wirklich denkbar begrenzt und mich würde mich interessieren, welche Erfahrungen andere gemacht haben.

Was allerdings auch stimmt, ist dass Babys an Spielzeug häufig nicht so großes Interesse haben, sondern lieber die ganz normalen Dinge erkunden, Emma liebt zum Beispiel: Schneebesen, Steine, Klopapierrolle, eine knisternde Tüte, Schlüssel, Bücher, leere Kartons, die Brieftasche, ein Korb mit Wäsche, Papas Brille, Flaschen, Schuhe, etc. Doch je ängstlicher man als Eltern ist, desto weniger traut man sich das Kind mit diesen normalen Dingen spielen zu lassen. Die könnten gefährlich sein (und viele Dinge, für die sich Babys brennend interessieren, sind ja auch gefährlich). Spielzeug ist schließlich mit einem CE-Siegel versehen, oder besser noch mit Öko-Tex-Siegel oder von Stiftung Warentest oder Stiftung Öko-Test für gut befunden worden. Mein Mann gehört zu diesen eher ängstlichen Eltern. Ich werde von ihm oft gerügt, weil ich dem Baby irgendwelche Sachen gebe, die nie als Spielzeug geplant waren.

Das meiste Spielzeug haben wir nicht selbst gekauft. Im ersten Lebensjahr haben wir um die 10-15 Spielzeuge für unser Kind gekauft. Der große Rest ist geerbt oder geschenkt worden. Der allergrößte Teil davon ist meiner Meinung nach wirklich geschlechtsneutral. Die restlichen Dinge will ich hier in ihrem Kontext der Aufnahme in unseren Haushalt aufzählen:
  • 2 im rosa Dress gekleidete Püschtier-Spieluhren. Ich habe sie gekauft, weil sie in rosa so deutlich günstiger waren, als in allen anderen Farben.
  • 1 rosa Schmusetuch. Geschenk von einer Frau um die 50.
  • 1 Plüschtier-Einhorn mit rosa Glitzerhorn. Es war ein Geschenk von einem Mann Mitte 40. Wir dachten erst, es sei eine Anspielung auf den Film "Ich. Einfach unverbesserlich". Das war aber nicht der Fall. Seither steht das Einhorn auf dem Schrank, weil mein Mann es zu kitschig findet.
  • 1 kleine rosa Rasselpuppe. Geschenk eines achtjährigen Mädchens.
  • 1 Stoffhandtasche in Form einer Erdbeere. Die habe ich gekauft, weil ich sie cool fand. Das Baby liebt vor allem die Schnur zum Zuziehen an deren Ende ein Stoffblatt ist.
  • 1 kleine rasselnde Stoffmaus in rosa. Geschenk einer Frau Mitte 20. Allerdings hatte ich mit ihr und dem damals 7 Monate alten Baby im Kaufhaus vor den Babyspielsachen gestanden und ihr alle möglichen Spielsachen hingehalten, damit dem Baby das geschenkt würde, was ihr auf Anhieb gefiele. Sie entschied sich für diese Maus, die gab es auch in blau, aber die hat wesentlich belanglosere Geräusche gemacht. Diese Maus war sofort der Renner und ulkiger Weise war sie auch noch das günstigste Spielzeug in der ganzen Abteilung.
  • 1 rosa Stoffhase. Geschenk eines Mannes Mitte 30. Emma findet ihn gruselig, den Hasen meine ich.
  • 1 Musik-Activity-Center mit deutlichem rosa-lila-Akzent. Das war ein Geschenk der Großeltern zu Weihnachten, aber wir haben es ausgesucht. (Das Ding funktioniert jetzt schon nicht mehr einwandfrei.) Wir waren damals kurz vor Weihnachten ziemlich in Eile, als wir es ausgesucht haben. Zuerst fanden wir nur dieses rosa-lila-Ding, das unseren Ansprüchen genügte. Wir haben es dem Baby gezeigt und es reagierte sehr interessiert. Später entdeckte ich dieses Center mit den gleichen Funktionen nochmal in einer bunten Version ohne rosa-lila. Ich wollte dann lieber dieses Neutralere nehmen, aber das Baby klammerte sich bereits an das rosa-lila Ding und mein Mann meinte, dann könnten wir das genauso gut behalten. Sie beschäftigt sich ganz gut mit dem Musikcenter, jedoch gibt es meiner Meinung nach daran etliches auszusetzen, etwa dass die Knöpfe und die Lieder nicht fest zusammengehören, sondern nach dem Zufallsprinzip abgespielt werden. Aber dies ist ja keine Produktbewertung, deswegen gehe ich hier nicht ins Detail.
  • 1 rosa Lauflernplastikrad in Ponyform. Es gibt einen Knopf zum Musikmachen und vorn einen Korb mit einer Puppe drin. Auf der Puppe, die weitgehend rosafarben ist, steht "Babys 1st Doll". Es ist tatsächlich ihre erste Puppe. Hierbei handelt es sich um ein Geschenk der Großeltern zum ersten Geburtstag und sie haben es diesmal selbst ausgesucht. Meiner Meinung nach ist es das erste Spielzeug, dass deutlich weibliche Geschlechststereotype über die Farbe rosa hinaus anspricht: Diese Ponyform und die Puppe. Google sagt jedoch: Es gibt das Teil auch in nicht-rosa... Bisher kann Emma darauf noch nicht fahren, aber sie liebt den Knopf zum Musikmachen. Die Puppe findet sie solala, aber der Korb ist toll, da werden ganz gern Bauklötze und andere Dinge hineingetan.
  • Autos: Wir besitzen zwei Spielzeugautos, eins aus Plastik mit einer tollen Rassel dran, das alle Babys in der Krabbelgruppe unabhängig vom Geschlecht sehr toll finden. Es ist geerbt/geliehen von einem Jungen. Dann habe ich noch ein lustiges Holzauto gekauft, das so rumpelig fährt. In den Händen des Babys ist es eine gefährliche Waffe. Ich finde nicht im geringsten, dass Autos für "Jungs" sind, aber da das oft so dargestellt wird, zähle ich sie hier mit auf. Die Autos sind beide rot.
  • Zur Geburt haben wir von Freunden eine Handpuppe bekommen: einen Ritter. Ritter und Burgen... sowas gilt ja gemeinhin als Bastion der Männlichkeit. Emma liebt den Ritter. Sie hat noch zwei weitere Handpuppen: Einen Marienkäfer und einen Bären. Der Ritter ist jedoch ihr Favorit.
Fazit: 10 Spielzeuge (mit Akzenten) in "Mädchenfarben". 3 Spielzeuge, die als "Jungenspielzeuge" gelten könnten.
Auch in der Krabbelgruppe habe ich bisher kaum geschlechtsspezifisches Spielzeug wahrgenommen und ich habe auch nicht bemerkt, dass Eltern in diese Richtung Bemerkungen gemacht hätten.

Ich kann mir wirklich nur schwer vorstellen, dass das Spielzeug in diesem ersten Lebensjahr tatsächlich ein bedeutender Baustein in Emmas Geschlechtssozialisation war. Auf anderweitige Meinungen oder Erfahrungen bin ich gespannt.


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