Freitag, 14. September 2012

Über Mädchenkleidung

Dieser Vorfall trug sich Mitte Juli zu und kam mir kürzlich wieder in den Sinn.
In unserer Krabbelgruppe zog eine sehr liebevolle Mutter am Ende der Veranstaltung ihrer kleinen Tochter Söckchen an. Das Baby ist sehr zierlich und recht schüchtern. Es ist jedes Mal mädchenhaft gekleidet, nicht übertrieben, aber meist in rosa oder pink und auch Rüschen finden sich nicht selten an ihrer Kleidung. Die kleinen Söckchen, die ihre Mutter ihr anzog waren pinkfarben und mit Rüschen. Ihr gesamtes Outfit harmonierte miteinander. Ein Vater eines anderen Babys sagte zu mir: 'Bin ich froh, dass mir das alles erspart geblieben ist.' Ich war verwirrt. 'Dieses ganze Rosa und Glitzer und Rüschen.' erläuterte er mir. Ich verstand jetzt, dass er sich auf das pink gekleidete Baby mit den Rüschensocken bezog und darauf, dass er Vater eines Sohnes geworden war. Dennoch wusste ich nicht, warum er das ausgerechnet mir erzählte, da ich ja auch eine Tochter habe. 'Man muss sein Kind ja nicht so kleiden.' sagte ich ihm. 'Trotzdem ist es mir so lieber. Dann stellt sich die Frage gar nicht erst.'
In der Tat habe ich darauf geachtet und die Babys in unserer Krabbelgruppe sind im Grunde jedes Mal so gekleidet, dass man das Geschlecht auf den ersten Blick erkennen kann. Weibliche Babys haben in der Regel zu diesem Zweck immer eine Beteiligung von Rosa oder Pink an der Kleidung, weitere Kennzeichen sind Rüschen, Bestickung, Blümchen. Die Kleidung der männlichen Babys hat ein insgesamt breiteres Farbspektrum, aber blau spielt eine dominante Rolle. Ich sprach letztens noch mit einer Freundin, die ihren kleinen Sohn gern in grün einkleidet und sie erzählte mir, dass grüne Babykleidung ohne blau gar nicht leicht zu finden sei.
Auch ich selbst habe bei der Krabbelgruppe bisher mein Baby immer in Mädchenkleidung angeschleppt. Der Grund ist folgender: So gut wie alle Kleidung, die ich geschenkt bekomme, ist eindeutige Mädchenkleidung, vor allem die Oberbekleidung. Und ich ziehe ihr nun einmal gern die Sachen an, die ein Geschenk waren. Ich mag ja die Leute, die etwas schenken und meist entsprechen die Sachen auch meinem Geschmack. Indem ich dem Baby diese Sachen anziehe, erinnere ich mich ja auch gleichzeitig an die Person, die es mir geschenkt hat. Daher ist es für mich auch eine Art Geste. Wenn wir beispielsweise meine Schwiegermutter besuchen, dann versuche ich es so einzurichten, dass unser Baby Kleidungsstücke trägt, die sie uns geschenkt hat. Meine Mutter fordert immer nach Kräften Fotos zu bekommen, von dem Baby in der Kleidung, die sie uns geschenkt hat. (Als ich einmal etwas brauchte, bis ich ihre neue Kleidung anziehen konnte, da ich eben erst rote Wäsche gewaschen hatte, als ihr Paket bei mir ankam, wurde sie richtig ungeduldig und sagte am Telefon auf meine Begründung hin, ich solle doch das Kleidchen schnell mit der Hand waschen.)
Ich habe mir auch weiterführende Gedanken gemacht. Was für eine Art von Gleichheit würde ich denn anstreben, wenn ich alle weiblichen Farben und Kleidungsstücke bei der Garderobe meines Kindes ausschließe? Ich muss zugeben, dass ich diesbezüglich mit einem weiblichen Kind nicht sehr auf die Probe gestellt werde (wie viel schwerer es für Jungs ist, siehe in diesem Artikel: http://www.emma.de/ressorts/artikel/kinder-jugendliche/vater-im-rock/).
Falls ich irgendwann noch einen Sohn bekommen werde, so hoffe ich, dass ich all die schöne Kleidung, egal ob rosa oder nicht, auch ihm anziehen werde. Aber unter Umständen werden meine Freunde und Verwandten mir wiederum so viel Jungenkleidung schenken, die dann (natürlich der aktuellen Mode entsprechend) von mir wiederum bevorzugt angezogen wird.

Wenn ich mal die Zeit dazu finde, dann werde ich mal die angebotene Kleidung im Netz etwas analysieren. Wie wird sie präsentiert? Welche Merkmale weist sie jeweils auf um einen Geschlechtsbezug herzustellen, etc. In den USA gab es sogar eine Studie zu diesem Thema: http://www.livescience.com/14249-girls-clothing-sexualized.html

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